Dienstag, 17. Februar 2015

Dienstag 17.02.



Der Tag beginnt bereits etwas holprig: Benni und Hendrik wollen um 6.00 Uhr aufstehen, um Geld vom nächstgelegenen Geldautomaten zu holen, da in unserem Resort nicht mit der Kreditkarte gezahlt werden kann. Gegen halb sieben wird Benni von Hendriks liebevollem „morning morning“ geweckt. Sein Wecker behauptet zwar, einen Weckversuch unternommen zu haben, gehört hat aber keiner was. Schnell machen sich die beiden auf Richtung Grenze.
Um 7:10 Uhr sind sie bereits zurück, eigentlich wollten wir jetzt losgefahren sein, und das Beladen unseres Busses kann beginnen. Nun fällt Billa auf, dass wir vergessen haben, Annedore und Daniel zu wecken. Nachdem wir alles verstaut haben, machen wir uns um kurz nach 8:00 Uhr auf den Weg zur Grenze. Gegen 9:00 Uhr haben wir den bürokratischen Hürdenlauf erfolgreich absolviert und dürfen gemeinsam mit unserem Bus die Grenze hinter uns lassen, um an der nächsten Ecke ein reichhaltiges „Corner Bakery- / Wimpy-Frühstück“ einzunehmen.
Nach ca. 140 km Geradeausfahrt Richtung Unendlichkeit biegen wir nach links auf eine Klasse-C Straße, um die verbleibenden knapp 100 km Wüstenpiste zum „Fish-River-Canyon“ zurückzulegen. Je tiefer wir in die Wüste gelangen, desto heißer wird es. Nach einer schier endlosen Fahrt durch immer unwirtlicheres Gelände – längst ist die asphaltierte Straße zugunsten einer Sandstrecke verlassen worden – erreichen wir die Tore des Fish-River-Canyon National Parks dort, wo sich Vogelstrauß und Zebra „Gute Nacht“ sagen. Einige Kilometer später breitet sich vor uns ein, im wahrsten Sinne des Wortes, zutiefst beeindruckendes Naturphänomen aus: Wir stehen am Rande des zweitgrößten Canyons der Welt. Am Grunde des Canyons sieht man das Flussbett des derzeit ausgetrockneten Fish River, dieses befindet sich in mehreren hundert Metern Tiefe unter uns. Die Ausmaße des Canyons sind so überdimensioniert, dass es schwer ist, diese abzuschätzen. Eine Schautafel verrät uns jedoch, dass die Gesteinsmassen bis zu 650 m tief reichen. Die Temperaturen im Canyon können in den Sommermonaten bis zu 50 °C erreichen, eine Wanderung ist dort daher in dieser Zeit verboten. Neben uns haben auch drei Schweizer Reisende die Aussichtsplattform des Canyons für eine Pause ausgewählt. Im Gespräch mit ihnen erfahren wir, dass sie seit November 2014 eine Rundreise durch Afrika machen (Start in Mombasa/Kenia) und diese noch bis Juni 2015 fortführen wollen. Wir beschließen, dem Canyon und den Schweizern ein kleines Blechständchen zu präsentieren. Der erste tiefe Atemzug wird jedoch zunächst von einem Hustenanfall begleitet, bei den herrschenden Temperaturen kommt es einem vor, als würde man seine Luft direkt von einem Heißluftgebläse beziehen. Jede Viertelpause wird genutzt, um die Lippen zu belecken, damit beim nächsten Einsatz noch ein Ton herauskommt. Die Schweizer freuen sich, die Canyon-Amseln fühlen sich zumindest nicht allzu sehr gestört.
Wir machen uns wieder auf den Weg, Ziel ist Aus oder, besser gesagt, Klein-Aus Vista, wo sich unser nächstes Nachtlager befindet. Auf dem Weg dorthin rasten wir in Seeheim, einem Ort, der in keinster Weise irgendetwas mit einem See zu tun hat. Hier können wir den nächsten Temperaturrekord unserer bisherigen Reise messen: Wie uns unser Auto mitteilt, beträgt die Außentemperatur hier 43 °C. In dem in Seeheim gelegenen Hotel scheint ein eher ruhiger Betrieb vorzuherrschen, die Küche ist an und für sich geschlossen, die freundlichen Mitarbeiter des Hotels lassen es sich aber nicht nehmen, uns zumindest Tomate-Käse-Sandwiches mit Kaltgetränken zu servieren. Während wir rasten, versuchen Gerrit, Daniel und Samuel sich als Papageien-Dompteure.
In Klein-Aus Vista angekommen, werden wir von der luxuriösen Ausstattung der Anlage überrascht – Pool, geräumige Apartments und eine Lounge bieten den Gästen alles, was man zur Erholung braucht. Nichtsdestotrotz beschließen Billa, Anne, Gerrit, Benni und Hendrik, schnell wieder das Weite zu suchen. Lüderitz, eine in der Kolonialzeit von einem Bremer Kaufmann gegründete Stadt an der Atlantikküste, soll heute noch erkundet werden. Die Stadt befindet sich nur 120 km von Aus entfernt, ein Katzensprung. Annedore, Daniel und Samuel wollen statt Lüderitz lieber die Gegend um Aus erkunden und bleiben daher im Camp. Auf dem Weg nach Lüderitz kann erneut eine Metamorphose der Landschaft von karger Felsenwüste über feine Sandwüste (inkl. Sandwehen auf der Fahrbahn) bis hin zu grünem Küstenstreifen beobachtet werden. Nebenbei begegnen wir noch zahlreichen Wildpferden, die am Straßenrand weiden. Die Lüderitz-Kundschafter kommen gerade noch rechtzeitig in Lüderitz an, um vom alten Leuchtturm aus den Sonnenuntergang über der Bucht vor Shark Island zu beobachten. Nach einer Stärkung in einem Lokal wird die Kolonialzeit-Architektur bewundert, bevor es wieder zurück in unser Nachtlager geht.

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